Wein und Gesundheit
Hilft Wein der Gesundheit?
Seit Alters her werden dem Wein heilende Kräfte zugeschrieben. Schon in der Bibel heißt es bei Timotheus: „Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern nimm ein wenig Wein dazu um des Magens willen und weil du oft krank bist.“ Auch der Heilige Augustin bescheinigte dem Wein, er erfrische die ermatteten Kräfte, heile Wunden an Leib und Seele und verscheuche Trübsal und Traurigkeit.
Mehrere medizinische Studien kommen inzwischen zu dem gleichen Ergebnis: Mäßiger Weinkonsum ist gut gegen Kreislauf- und Herzerkrankungen. Weißwein senkt das Risiko sogar noch stärker als Rotwein. Letzteres hat eine Forschergruppe um den Sportmediziner Klaus Jung von der Universität Mainz im vergangenen Jahr herausgefunden. Jung ist der Ansicht, dass bei Männern eine Kombination aus Polyphenolen – das sind Abwehrstoffe der Traube zum Schutz vor Parasiten und Pilzen – und Alkohol den Organismus schützt. Wie sich mäßiger Weingenuss bei Frauen auswirke, sei jedoch noch unerforscht, warnte Jung.
Nach Angaben des Forum Wein und Gesundheit in Langweiler (Rheinland-Pfalz) hatte auch eine 1995 veröffentlichte Studie des Instituts für Präventivmedizin der Universität Kopenhagen ein spektakuläres Resultat. Die Forscher beobachteten 6 051 Männer und 7 234 Frauen im Alter von 30 bis 70 Jahren über zwölf Jahre hinweg. Sie fanden heraus, dass Weintrinker mit einem Konsum von immerhin drei bis fünf Glas Wein täglich im Vergleich zu Abstinenzlern ein um fast die Hälfte verringertes Risiko haben, Herz-Kreislauf-Krankheiten zu bekommen.
Der schützende Effekt vor Herzinfarkt beruht nach Angaben von Medizinern auf der Veränderung des Cholesterin-Stoffwechsels durch Alkohol. Die „guten“ HDL-Fettwerte im Blut werden angehoben, die „schlechten“ LDL-Anteile gesenkt. Die Verklumpung der Blutplättchen wird damit vermindert und so einem Infarkt vorgebeugt. Rotwein aus Eichenfässern ist in dieser Hinsicht besonders wirksam: Er wirkt nach einer im Juni veröffentlichten Studie der Universität Köln besonders stark gefäßerweiternd, was die Wissenschaftler auf den hohen Gehalt an Tanninen und Phenolen in diesen Weinen zurückführten.
Wein hilft aber auch bei Erkältungen, weil er einen Großteil der Bakterien oder Viren abtötet, hat sich die Deutsche Weinakademie in Mainz, eine Gemeinschaftseinrichtung der deutschen Weinwirtschaft, vom mehreren Professoren bestätigen lassen. Mäßiges und regelmäßiges Weintrinken beuge auch einem altersbedingten Abbau der Gehirnfunktionen vor, verhüte die Nierensteinbildung und rege das Liebesleben an. Junge frische Weißweine wirkten sich positiv auf die Funktionen von Magen und Darm aus, zur Therapie von Durchfällen seien gerbstoffreiche Rotweine geeignet. Die Weinakademie spricht sogar vom Wein als „Medikament“ mit „praktischer Koronar-Protektion“.
Auch der Naturheilkundler Franz Anselm Graf von Ingelheim aus Geisenheim im Rheingau schwört auf die guten Dienste des Weines. Die Phenole, organische Verbindungen, zu denen die Gerb- und Farbstoffe gehören, verhinderten schädigende Sauerstoffreaktionen, also die Bildung von „freien Radikalen“ in den Körperzellen. Solche Reaktionen werden für die Entstehung von Krebs und Herzgefäßerkrankungen verantwortlich gemacht. Der gesamte Alterungsprozess wird auf sie zurückgeführt.
Übermäßiger Weingenuss aber kann die Gesundheit auch schnell ruinieren. Nicht nur Leber und Galle, sondern auch Magenschleimhäute würden geschädigt, warnen Mediziner. Alkoholische Getränke sollten überdies bei Depressionen und anderen neurologisch-psychiatrischen Erkrankungen gemieden werden. „Alkohol schädigt die Leber, macht süchtig, schädigt Föten und ist maßgeblich an Autounfällen beteiligt“, warnte der Internist Heinz-Peter Schultheiss vom Berliner Uni-Klinikum Benjamin Franklin vor einiger Zeit in einem dpa-Interview. Alkoholkonsum dürfe deswegen kein Freibrief ausgestellt werden.
Zweifel an der gesundheitsfördernden Wirkung des Weins meldet auch Professor Walter Hammes an. Der Lebensmittelchemiker von der Universität Hohenheim in Stuttgart hält die bisher vorliegenden Studien nicht für überzeugend, weil „man sich auf epidemiologische Feststellungen beschränkt“. Es sei nicht zu beweisen, dass ein bestimmter Inhaltsstoff einer Krankheit vorbeugen könne. Es bestehe überdies die Gefahr, dass Menschen unter dem Gesundheitsaspekt zu viel Wein und damit zu viel Alkohol trinken. „Beim Thema Wein und Gesundheit bewegen wir uns auf einem schmalen Grad“, räumt denn auch der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes in Bonn, Norbert Weber, ein. Schließlich seien die Auswirkungen des Alkohols zu problematisch. Wie viel Wein ist denn nun noch gesund und wie viel schon schädlich? In den USA wird seit einigen Jahren die Menge von einem oder zwei alkoholischen Getränken pro Tag empfohlen. Der Weinkonsum stieg dort nach der Freigabe um 15 Prozent. Die Deutsche Weinakademie nennt in Absprache mit Ärzten die gleiche Menge unproblematisch. 0,2 bis 0,4 Liter am Tag entsprechen etwa 40 Gramm Alkohol, Weine aus Südeuropa und Rotweine haben mehr. Gesundheitsschädlich sei ein hoher Konsum, von dem die Mediziner sprechen, wenn über 20 Jahre lang 80 Gramm Alkohol am Tag getrunken werden, so Schultheiss.
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3 Kommentare zu “Wein und Gesundheit”
- Kreta schrieb am 25. September 2011 um 18:48 Uhr
- aculus schrieb am 14. Juli 2012 um 15:24 Uhr
- Jürgen Schulz schrieb am 24. April 2019 um 13:01 Uhr