Wein im eigenen Garten
Essbar sind sie immer
Es bedarf nicht unbedingt eines Weinbauklimas mit neun Grad Celsius mittlerer Jahrestemperatur. Wein gedeiht in kälteren Regionen auch an geschützten, windstillen Süd-, Südost- oder Südwestecken. Zwar wird der Geschmack der Trauben – je nach Wärme des Sommers – unterschiedlich ausfallen. Essbar sind die Trauben aber in jedem Fall.
Rauhe Regionen – saure Weine
Sogar keltern lassen sich die Früchte, die außerhalb des Weinbauklimas angebaut werden, wenn auch nicht immer mit großem Erfolg, wie Mönche schon im 16. Jahrhundert feststellen mussten. Damals hatte der Weinanbau durch die Klöster seine größte flächenmäßige Ausdehnung in Deutschland erreicht. Auf Grund seiner vielen Säure war Wein aus den raueren Regionen allerdings wenig beliebt.
Dekorative Blätter
Wer zu Hause Wein kultivieren möchte, sollte sich von den Schwierigkeiten des Kelterns nicht schrecken lassen. Schließlich sind schon die Trauben aus eigenem Garten etwas Besonderes. Aber nicht nur das: Wein beeindruckt auch als Pflanze. Wer nur die auf zwei bis drei Frucht-Ruten zurück geschnittenen Weinstöcke des professionellen Weinbaus vor Augen hat, ahnt nichts von der Wuchskraft, die der Wein in sich trägt. 20 bis 30 Meter Höhe kann Vitis vinifera, wie der echte Wein botanisch heißt, erreichen. Ganze Hauswände, Pergolen, Gartenlauben können unter seinen großen, dekorativen Blättern verschwinden, die sich im Herbst in rötliches Gold verwandeln.
Wählen Sie frühreife Sorten
Ein Gerüst ist nötig, damit der Wein ranken kann. Ob man Holz, Baustahlgewebe oder Eisenpfähle mit Spanndrähten wählt, spielt für die Pflanze keine Rolle. Wichtig ist nur, dass sie richtig geschnitten und aufgebunden wird, damit es wirklich „Wein aus eigenem Garten“ gibt. Am besten wählt man veredelte, frühreife Sorten; die späten reifen bei früh einsetzender Kühle nicht mehr aus. Es eignen sich zum Beispiel Gelbe Seidentraube, Ortega, Perle von Czaba oder Roter und Weißer Gutedel.
Der richtige Schnitt
Nur der kräftigste Trieb der frisch gepflanzten Jungrebe wird aufgebunden, alle anderen, die aus der Basis ausschlagen, schneidet man ab. Auch die Seitentriebe, die im ersten Sommer wachsen, werden bis auf ein Blatt zurück geschnitten. Im nächsten Frühjahr kürzt man das junge Stämmchen auf sechs bis acht Knospen ein. Die daraus entspringenden drei obersten Jungtriebe bilden das Grundgerüst des künftigen Spaliers. Je einer wird nach rechts beziehungsweise links geführt, den dritten zieht man senkrecht nach oben. Die anderen Triebe werden wiederum auf ein Blatt zurückgeschnitten. Der Rückschnitt der drei Jungtriebe auf sechs bis acht Augen und Weiterleiten der obersten Triebe im kommenden Frühjahr setzt den Aufbau des Spaliers fort, bis schließlich die Wand oder das freistehende Gerüst ganz bedeckt ist.
Bewährte Zierweine
Wem diese Prozedur zu mühsam ist, der findet in einer der anderen Weinarten eine dekorative Alternative. Immerhin umfasst die Gattung Vitis noch 69 weitere Ranker, die dem echten Wein an Schönheit nicht nachstehen. Fast in jeder Baumschule findet man die Rostrote Rebe, Vitis coignetiae, deren große herzförmige Blätter sich im Herbst orangerot verfärben. Sie wächst ausgesprochen stark und klettert an ihren natürlichen Standorten in Japan und Korea bis in die Baumwipfel hoch. Die Beschaffung anderer Vitis-Arten macht meist etwas Schwierigkeiten. Aber mit einigem Suchen gelingt es, die Uferrebe, Vitis ruparia, zu finden, die duftende Blüten besitzt, die Sommerrebe, Vitis aestivalis, mit ihren wohlschmeckenden Früchten, oder den Labradorwein, Vitis labrusca. Dank seiner wohl schmeckenden Beeren und seiner Gesundheit und Frosthärte fließt das Blut des Labradorweins in vielen amerikanischen Weinsorten.
Der Wilde klimmt alleine
Wie der echte Wein brauchen auch diese Vitis-Arten ein Gerüst, um klettern zu können. Der selbst klimmende Wilde Wein, Parthenocissus tricuspidata, benötigt das nicht. Er erreicht aus eigener Kraft die Höhe. Seine Triebe sind mit winzigen Haftscheiben ausgestattet, wachsen schräg von der Basis weg und überziehen flach anliegend Wände und Mauern. Scharlachrot färben sich seine dreilappigen Blätter im Herbst. Zwischen den Blättern schimmern kleine blauschwarze Beeren, die allerdings nur für Vögel genießbar sind.
Flair südlicher Weinorte
Die zweite nicht weniger robuste Art des Wilden Weins, Parthenocissus quinquefolia, leicht an den handförmigen Blättern zu identifizieren, entwickelt nicht immer tragfähige Haftscheiben. Sie hält sich lieber mit Ranken fest, wächst senkrecht empor und lässt freie Triebe dekorativ herabhängen. Beide, Parthenocissus tricuspidata wie quinquefolia, zaubern ein bisschen vom Flair südlicher Weinorte auch an windige Hausecken.
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14 Kommentare zu “Wein im eigenen Garten”
- tigrone schrieb am 18. April 2007 um 17:57 Uhr
- Harald Szangolies schrieb am 14. August 2007 um 09:30 Uhr
- Paul schrieb am 31. August 2007 um 20:39 Uhr
- Roman schrieb am 21. September 2007 um 23:26 Uhr
- Andre schrieb am 26. Juli 2008 um 13:40 Uhr
- Heinzi schrieb am 4. Februar 2009 um 11:53 Uhr
- Maxster schrieb am 9. März 2009 um 23:04 Uhr
- Ralf Winter schrieb am 22. April 2009 um 09:30 Uhr
- Ilona schrieb am 11. August 2009 um 22:44 Uhr
- Bianca schrieb am 10. Juni 2010 um 14:46 Uhr
- Der Bacchus schrieb am 21. Januar 2011 um 14:50 Uhr
- Garten-Freunde schrieb am 10. Mai 2011 um 21:10 Uhr
- Kartenlegen schrieb am 23. August 2011 um 14:45 Uhr
- gartenarbeit schrieb am 26. September 2011 um 11:13 Uhr