Weinsprache und Weinprobe
Die Sprache der „Wein-Profis“ einfach erklärt
Wären die Geschmackssinne im Munde Zuhause dann würde jeder, der einen Mundvoll Wein herunterschluckt, auch all die Empfindungen erleben, die er auslösen kann. Die Nerven für die differenzierte Wahrnehmung von Süßem, Saurem, Salzigem und Bitterem liegen weiter oben im Kopf und im Gehirn. Die Zunge registriert lediglich, ob ein Wein süß, sauer, salzig oder bitter ist.
Tatsächlich riechen wir Geschmacksempfindungen, statt mit den Lippen zu schmecken. Das eigentliche Unterscheidungsorgan liegt in der oberen Nasenhöhle, wohin beim normalen Atmen keine Luft gelangt. Die einzigen Reize, die dorthin vordringen können, sind die flüchtiger Substanzen.
Um vom Gehirn registriert zu werden, müssen die Geruchsstoffe des Weines durch die Nase und Mund in den oberen Abschnitt der Nasenhöhle inhaliert werden. Hier nehmen die Riechzellen die Reize auf und vermitteln sie an das Geruchszentrum und von dort aus ins Gehirn.
Weine unterscheiden sich in Farbe, Struktur, Stärke und Körper, wie auch in Blume, Bukett und Geschmack. Weit schwieriger als das Einschätzen eines Weins ist jedoch, die durch ihn ausgelösten Sinneseindrücke zu kommunizieren. Mit Ausnahme von süß, salzig, sauer und bitter sind sämtliche Bezeichnungen in der Sprache des Geschmacks von anderen Sinnen entlehnt. Indem sie sich mit bestimmten Empfindungen verknüpfen, helfen sie aber, die Geschmackswahrnehmung zu differenzieren.
Das Aussehen des Weines
Die Farbe eines im Glas hin- und hergeschwenkten Weins gibt den ersten Aufschluß. Große Weine zeichnen sich durch eine auffällig satte und frische Farbe aus.
- Braun
- ein Zeichen für zu hohes Alter (außer bei Sherry und Madeira)
- Grau
- sehr blaßfarbener Rose, Spezialität einiger Gegenden Frankreichs
- Intensiv
- nützliche, aber undefinierbare Farbbezeichnung
- Purpurfarben
- durchscheinend bei jungem Beaujolaise, satt bei Rotweinen, die langen altern müssen
- Rubinfarben
- das volle Rot des jungen Weines
- Ziegelrot
- Farbe eines reifen roten Bordeaux
Der Geruch des Weines
Die Blume eines Weines sagt nahezu alles über seine Eigenschaften aus.
- Altersgeruch
- Kennzeichen oxydierter gespritzter Weine
- Aroma
- der einfache Traubengeruch des jungen Weines
- Blumig oder duftig
- angenehm duftender Wein
- Bukett
- Gesamtheit der Duftstoffe eines guten, reifen Weines
- Hefegeruch
- kann bei jungem Wein ansprechend sein, deutet auf eine leichte Flaschengärung hin
- Korkengeruch
- von einem schimmeligen Korken
- Schwefelgeruch
- scharfer Geruch, mancher zu Konservierung geschwefelter Wein
- Sortenbukett
- charakteristisch für eine bestimmte Traubensorte
- Stichig
- riechen vom Essigstich befallene Weine
Der Geschmack des Weines
Man bemüht viele Namen von Pflanzen und Mineralien, deren chemische Bestandteile sich in Spuren in bestimmten Weinen wiederfinden.
- Apfelgeschmack
- guter junger Wein enthält oft Apfelsäure. Beim Mosel ist dies besonders ausgeprägt
- Blumig
- vollaromatisches, angenehm duftendes Traubenbukett
- Bodengeschmack
- je nach Standort: Vorzug oder Nachteil
- Eichengeschmack
- der Faßcharakter, so wichtig und angenehm er auch ist, sollte er nicht so hervortreten, daß er als Eichengeschmack erkennbar ist
- Feuersteingeschmack
- wie Feuersteinfunken: bei manchen Weißweinen
- Fruchtig
- Duft und Geschmack nach frischen Trauben
- Gewürzgeschmack
- sehr deutlich bei Traminern und Gewürztraminern
- Honigsüß
- besonders im Zusammenhang mit der „Edelfäule“ großer süßer Weine
- Himbeergeschmack
- häufig bei guten Rotweinen
- Nußgeschmack
- tritt besonders bei gut gealterten Weinen auf
- Pfirsichgeschmack
- in Verbindung mit einer bestimmten Fruchtsäure
- Rapsig
- nach grünem Holz schmeckend, kann bei einem nicht voll ausgereiften Jahrgang auftreten
- Rauchgeschmack
- wird manchen Weißwein nachgesagt
- Schwarze Johannisbeere
- Geruch und Geschmack vieler Rotweine
- Trüffelgeschmack
- am schwersten zu definieren wird Burgundern und Barolos nachgesagt
- Vanillegeschmack
- nimmt Wein bei Eichenholzlagerung an
- Veilchen
- ein markanter, süßlicher Duft, vor allem in feinen Burgundern
Allgemeine Weinbeschreibungen
- Abgang
- anhaltender Nachgeschmack guter Weine
- Elegant
- wie bei einer Frau, undefinierbar – angenehm, gut, gepflegt, nicht gerade voll
- Fest
- Wein mit richtig abgestimmten Säuregrad
- Feurig
- stark, reif und vollmundig
- Finesse
- Inbegriff der Feinheit
- Frisch oder Lebendig
- gesunder junger Wein mit ansprechendem Säure- und Kohlensäuregehalt
- Fruchtig
- von Aroma und Säure der Traube geprägt
- Groß
- sämtliche Eigenschaften in höchster Vollendung
- Jung
- noch nicht ganz ausgereifter Wein
- Körperreich
- extrakt- und glyzerinreich
- Kräftig
- hinreichend alkoholhaltig
- Lieblich
- angenehm, wenig ausdrucksvoll
- Mächtig
- alle Eigenschaften, besonders der Alkoholgehalt, stark ausgebildet
- Mild
- säurearm, aber ansprechend und reif
- Mundig
- ansprechend, zum Trinken einladend
- Nervig
- kräftig und fein – wie ein gutes Pferd
- Rassig
- elegant, ansprechende Säure, von frischer feiner Art
- Reif
- fertig, voll entwickelt
- Rund
- harmonisch, körperreich
- Samtig
- bei Rotweinen: ausgewogenes Zusammenspiel von Alkohol und Körper
- Spritzig
- frisch, angenehm kohlensäurereich
- Süffig
- leicht, ansprechend
- Vollmundig
- extrakt- und alkoholreich mit langanhaltendem Abgang
- Vornehm
- vollendeter Zusammenklang von Rasse, Körper und Reife
- Weich
- wenig Säure
- Wuchtig
- alkohol- und körperreich
- Zart
- leicht, harmonisch, keine hoch ausgebildeten Merkmale
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7 Kommentare zu “Weinsprache und Weinprobe”
- ferley ulrike schrieb am 25. Februar 2007 um 12:24 Uhr
- Paul schrieb am 26. Februar 2007 um 18:41 Uhr
- Peter Bierwirth schrieb am 7. März 2007 um 10:14 Uhr
- Stephan (Autor) schrieb am 7. März 2007 um 11:08 Uhr
- Stefan schrieb am 4. September 2007 um 19:32 Uhr
- Stephan (Autor) schrieb am 10. September 2007 um 12:48 Uhr
- Setike schrieb am 9. August 2009 um 14:11 Uhr